Vorsichtig schlug ich die Augen auf. Mein Kopf dröhnte und ich brauchte einen Moment um mich daran zu erinnern wo ich war. Auch stimmt ja. Ich lag in dem Bett von der Irren, dich mich angeblich Liebte. Meinem größten Fan. Na super. Stöhnend richtete ich mich im Bett auf. Wie war ich wieder hier her gekommen? Hatte sie mich etwa ins Bett getragen? Ich hielt mir meinen schmerzenden Kopf. Im Grunde hatte ich gerade keine Lust darüber nachzudenken.
Ich warf einen Blick auf die andere Seite des Bettes. Sie war leer. Das bedeutete, dass diese Jules oder June nicht da war. Zum Glück. Langsam schlug ich die Decke zurück. Ich konnte ja nicht den ganzen Tag im Bett bleiben. Obwohl Tag? Im Zimmer war es dunkel. Nur ein wenig Mondlicht fiel durch das Fenster. Trotzdem. Ich hatte den ganzen Tag verschlafen oder war ohnmächtig gewesen. Und außerdem meldete sich mein Magen. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Ich wollte mich gerade erheben, als mein Blick auf meine Beine fiel. Ich war mir zu tausend Prozent sicher, dass ich diese rosa Schlafanzughose mit den kleinen Wölfen heute Morgen noch nicht angehabt hatte. Schockiert begriff ich, dass mich diese Frau anscheinend angezogen hatte. Oh Gott. Bei diesem Gedanken lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ok, sie hatte mich schon nackt gesehen. Aber mich anziehen? Kurz schüttelte ich mich.
Mein Magen, der in diesem Moment laut knurrte, riss mich aus meinen Gedanken. Gut. Bevor ich weiter über diese Irre nachdachte und was sie alles mit mir gemacht hatte, würde ich erste einmal etwas essen. Ich erhob mich und machte ich auf die Suche nach der Küche. Ich hoffte nur, ihr Kühlschrank war gefüllt. Nach ein paar Misserfolgen stand ich schließlich doch in der Küche und hatte Glück. Der Kühlschrank war reichlich gefüllt und da ich der Meinung war diese June war mir für die „Entführung“ etwas schuldig war, bediente ich mich auch reichlich. War ja genug da.
Nach dem mein Hunger gestillt war und ich die Spuren die ich hinterlassen hatte, grob wieder entfernt hatte, ließ ich meinen Blick durch das Zimmer gleiten. Ich würde auf jeden Fall jetzt versuchen hier Raus zu kommen solang sie weg war. Ansonsten würde ich sowieso keine Gelegenheit dazu bekommen, denn sie würde mich bestimmt nicht gehen lassen. Zuerst einmal versuchte ich es an der Haustür. Auch wenn dieser Versuch schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Aber ein Versuch war es wert. Das Problem war nur, dass mich, als ich die Tür berührte, ein Schmerz durchzuckte, der mich meine Hand sofort wieder zurückziehen ließ. Es gab nur eine Sache, die solche Scherzen bei mir auslöste. Silber. Na super. Jetzt hatte die doch wirklich ihren Türgriff versilber lassen. Heute war aber auch mein Glückstag. Ok. Musste ich mein nicht wirklich vorhandenes Glück eben bei den Fenster ausprobieren. Ich begab mich zum nächst besten. Ich warf einen Blick aus dem Fenster, um mich zu orientieren in welcher Höhe ich mich befand, musste aber verdutzt feststellen, dass ich außer mein eigenes Spiegelbild und den Raum der sich hinter mir erstreckte nichts sehen konnte. Merkwürdig war das ganze ja schon. Eigentlich verspiegelte man die Fenster doch so, dass man zwar hinaus, aber nicht hineinsehen konnte. Naja. Diese Frau hatte echt was an der Klatsche, war ja bald aber nicht mehr mein Problem. Wenn das Fenster offen war, konnte ich immer noch schauen, wie hoch es war, und mir dann überlegen was ich tun würde. Doch als ich das Fenster berührte, durchfuhr mich wieder dieser stechende Schmerz. Was war denn jetzt los? Noch einmal streckte ich meine Hand aus, aber auch jetzt kam wieder dieser Schmerz, als meine Finger das Fenster berührten. Das konnte doch nicht sein… Aber es bestand kein Zweifel. Das komplette Fenster bestand aus Silber. Es gab keine Möglichkeit für mich es zu öffnen. Denn Silber war nicht gerade angenehm für mich. Es gab nicht schlimmeres für einen Werwolf als Silber. Es war wie Gift. Sorgte dafür, dass ich starken Schmerzen ausgesetzt war. Also nicht gerade eine angenehme Angelegenheit.
Ok, vielleicht war nur dieses Fenster aus Silber. Ich ging zum nächsten. Aber auch hier erging es mir nicht wirklich besser. Und auch bei den folgenden nicht. Na super. Ich ließ mich wieder auf den Küchenstuhl nieder. So wie es aussah, hatte diese Irre ihr komplettes Haus „Werwolf-Ausbruch-Sicher“ gemacht. Das wurde ja immer besser. Nicht, dass sie mich hier gefangen hatte, nein. Sie hatte es sogar geschafft, dass ich hier wahrscheinlich nie wieder weg kam. Ganz toll.
Seufzend erhob ich mich wieder. Dann musste ich mich eben weiter umschauen, um vielleicht doch noch eine Möglichkeit zu finden, aus der Sache das Bestmögliche zu machen. Oder ich wartete einfach, bis diese June wieder kam um mich dann irgendwie nach draußen zu stehlen, wenn sie rein kam. Auch wenn das so gut wie unmöglich war. Aber eine andere Idee hatte ich gerade nicht. Und ich glaubte nicht, dass sie mich gehen lassen würde, wenn ich sie darum bat.
Aber hier herum sitzen wollte ich auch nicht. Wenn ich schon alleine hier war, konnte ich mich auch ein wenig umsehen. Ich verließ die Küche wieder und öffnete wahllos Türen. Aber außer ein Bad, ein Wohnzimmer und ein Arbeitszimmer gab es hier nichts Weiteres. Ich wollte mich schon wieder zurück ins Schlafzimmer begeben, um mich wieder hinzulegen, schließlich würde ich nicht ewig alleine sein, und auf noch eine Begegnung konnte ich im Moment verzichten, als mein Blick auf eine Tür fiel, die an anderen Ende des Ganges war, in dem ich gerade stand. Neugierig lief ich darauf zu. Ich hatte gerade meine Hand ausgestreckt um die Türe zu öffnen, als diese aufging. Ich machte einen Schritt zurück, aber bevor ich überhaupt begreifen konnte, was hier los war, hatte June mir schon einen Baseballschläger über den Kopf gezogen. Wieder wurde alles um mich herum schwarz und bevor ich auf dem Boden aufschlug hatte ich das Bewusstsein verloren. Scheiße.